Obdachlosigkeit

  1. Hintergrundinformationen

    Die Zahl der Obdachlosen in Deutschland kann man nur schwer schätzen oder berechnen. Mindestens 700 000 Personen haben keinen festen Wohnsitz und es werden immer mehr. Zwei Bonner Schülerinnen beschäftigten sich mit der Thematik und veröffentlichten ihre Erkenntnisse in einem Bericht.

     

  2. Text

    Wenig Aussicht auf Ausstieg

    Das Thema Obdachlosigkeit gehört für die meisten von uns nicht zu den täglichen Themen. Viele Leute wissen gar nicht, was Obdachlosigkeit wirklich bedeutet! Unsere eigene Meinung dazu war früher ziemlich negativ. Aber nachdem wir uns ein paar Tage mit dem Leben der Obdachlosen beschäftigt hatten, hatten sich auch unsere Ansichten sehr geändert. Als wir beim VFG (Verein für Gefährdetenhilfe) ankamen, standen am Eingang viele Menschen. Eine Sozialarbeiterin dort berichtete uns einiges über den VFG. Sie erzählte, dass der Verein eigentlich eine Beratungsstelle für Obdachlose ist. In den letzten Jahren kamen aber auch immer mehr Drogenabhängige. Im Erdgeschoss des Hauses gibt es Duschen und Waschmaschinen, die die Obdachlosen umsonst nutzen dürfen. In den oberen Stockwerken gibt es einige Büros und eine Ambulanz. Dort können die Drogenabhängigen von Ärzten täglich ihr Methadon erhalten. Viele Abhängige sind auch obdachlos. Das Geld für ihre Drogen, täglich etwa 300,-- DM, beschaffen sie sich mit Prostitution und Diebstahl. Die anderen Obdachlosen dagegen betteln auf der Straße und "verdienen" sich am Tag etwa 80,-- DM. Später sprachen wir auch mit den Obdachlosen selbst. So haben wir vieles über die Ursachen ihrer Situation erfahren: Probleme in der Familie, Verlust der Arbeitsstelle, später Alkohol oder Drogen sind nur einige Beispiele. Verwandte und Freunde unterstützen die Obdachlosen meistens nicht, also ist der größte Teil von ihnen allein und muss für sich selbst sorgen. Häufig sehen sie dann im Alkohol die einzige Lösung. Morgens essen die Obdachlosen beim VFG für wenig Geld etwas und trinken einen Kaffee. Danach gehen sie noch betteln, damit sie den täglichen Alkohol kaufen können. Viele soziale Randgruppen treffen sich an Orten, wo Menschen mit ähnlichen Problemen sind. Den großen Schritt in eine normale Zukunft, eine Therapie, schaffen die meisten nicht.

    Eva Braecker und Meike Leucker
    Gesamtschule Bonn-Beuel, Klasse 8.3
    © "General-Anzeiger", 2. September 1999

     

  3. Vokabelerläuterungen

    schätzen: nicht genau berechnen / etwas nur ungenau sagen können

    der Ausstieg (nur Sing.) (hier): die Beendigung der Obdachlosigkeit

    die Obdachlosigkeit (nur Sing.): Leben ohne feste Wohnung

    der Gefährdete (-n) (hier): Person, die in Gefahr ist

    die Beratungsstelle (-n): Ort, an dem man Informationen und Hilfe bekommt

    die Ambulanz (-en): ärztliche Behandlung (nicht im Krankenhaus)

    Methadon (nur Sing.): eine Ersatzdroge für Heroinabhängige

    die Therapie (-n): Behandlung, die länger dauert

     

  4. Aufgaben zu Textstruktur und Inhalt

    Übung 1

    Gliedere den Text in mehrere Abschnitte und finde passende Überschriften dazu.

    Lösung


    Übung 2

    Welche Hilfen und Möglichkeiten bietet der Verein für Gefährdetenhilfe (nicht nur für Obdachlose)?

    Lösung


  5. Aufgaben zur Grammatik

    Übung 1

    Versuche eine Definition: Was ist ein Obdachloser? (Relativsatz)

    Lösung


    Übung 2

    Mit welchen Präpositionen müssen diese Verben stehen? Wenn du es nicht genau weißt, sieh noch einmal im Text nach.

    Bilde mit diesen Verben auch eigene Sätze.

    Lösung


    Übung 3

    Bilde zu folgenden Verben Substantive und umgekehrt.

    Beispiel: unterstützen - die Unterstützung

    bedeuten

    der Bericht

    erfahren

    die Lösung

    ändern

    die Veröffentlichung

    die Beratung

    sich beschäftigen

    der Verlust

    schätzen

    sorgen

    der Diebstahl

    Lösung


    Übung 4

    Setze den folgenden Teil des Textes ins Präteritum:

    (Die Obdachlosen erzählten über ihre Vergangenheit und wie ihr Tag verlaufen ist.)

    Probleme in der Familie, Verlust der Arbeitsstelle, später Alkohol oder Drogen nur einige Beispiele. Verwandte und Freunde die Obdachlosen meistens nicht, also der größte Teil von ihnen allein und für sich selbst sorgen. Häufig sie dann im Alkohol die einzige Lösung. Morgens die Obdachlosen beim VFG für wenig Geld etwas und einen Kaffee. Danach sie noch betteln, damit sie den täglichen Alkohol kaufen .

    Lösung

     

  6. Lösungen

    zu 4.: Aufgaben zu Textstruktur und Inhalt

    Übung 1

    Lösungsvorschläge:

    Abschnitt 1: bis Zeile 4 "... geändert." - Unsere Meinung zur Obdachlosigkeit
    Abschnitt 2: bis Zeile 10 "... erhalten." - Die Arbeit des VFG
    Abschnitt 3: bis Zeile 17 "... sorgen." - Der soziale Abstieg und seine Ursachen
    Abschnitt 4: bis Ende "... nicht" - Der Alltag der Obdachlosen



    Übung 2

    Welche Hilfen und Möglichkeiten bietet der Verein für Gefährdetenhilfe (nicht nur für Obdachlose)?

    1. Man kann dort Duschen und Waschmaschinen umsonst nutzen.
    2. Der Verein berät die Drogenabhängigen.
    3. In der Ambulanz können Drogenabhängige von Ärzten ihr Methadon erhalten.
    4. In dem Verein können die Obdachlosen etwas essen oder Kaffee trinken.



    zu 5.: Aufgaben zur Grammatik

    Übung 1

    Versuche eine Definition: Was ist ein Obdachloser? (Relativsatz)

    Ein Obdachloser ist ein Mensch, der keine eigene Wohnung mehr hat und auf der Straße leben muss.


    Übung 2

    Mit welchen Präpositionen müssen diese Verben stehen? Wenn du es nicht genau weißt, sieh noch einmal im Text nach.

    gehören zu
    sorgen für
    berichten über (auch: von)
    sprechen mit jemandem (über etwas)
    sich beschäftigen mit
    etwas erfahren über


    Übung 3

    bedeuten

    - die Bedeutung

    berichten

    - der Bericht

    erfahren

    - die Erfahrung

    lösen

    - die Lösung

    ändern

    - die Änderung

    veröffentlichen

    - die Veröffentlichung

    beraten

    - die Beratung

    sich beschäftigen

    - die Beschäftigung

    verlieren

    - der Verlust

    schätzen

    - die Schätzung

    sorgen

    - die Sorge

    stehlen

    - der Diebstahl




    Übung 4

    Probleme in der Familie, Verlust der Arbeitsstelle, später Alkohol oder Drogen waren nur einige Beispiele. Verwandte und Freunde unterstützten die Obdachlosen meistens nicht, also war der größte Teil von ihnen allein und musste für sich selbst sorgen. Häufig sahen sie dann im Alkohol die einzige Lösung. Morgens aßen die Obdachlosen beim VFG für wenig Geld etwas und tranken einen Kaffee. Danach gingen sie noch betteln, damit sie den täglichen Alkohol kaufen konnten.

     

    Linktipps:

    http://www.wdr.de/tv/addis_stunde/themen/990528_2.html (allgemeine Informationen zur Obdachlosigkeit)

    http://home.t-online.de/home/Johannes.Hennrich/alkohol.htm (bekannter Liedtext von Herbert Grönemeyer zum Thema Alkohol)

    http://www.kaktuslmg.de/ausgaben/14/obdachlosigkeit/index.html (Interviews mit Obdachlosen, Erlebnisberichte

    http://userpages.fu-berlin.de/~zosch/mob/selbst/thesenpapier.html (Thesen zum Thema)

    http://userpage.fu-berlin.de/~zosch/ops/ (Verschiedenartige Texte zum Thema)

    http://www.zakk.de/fiftyfifty/armkonf.htm (Analyse von Obdachlosigkeit)

     

    Übungen von Carola Rogalski,
    im Auftrag von Inter Nationes

    Juli 2000